Gesundheit und Wohlergehen für alle sicherstellen
Der enorme medizinische Fortschritt kam bisher nur wenigen Menschen zugute. Das soll sich mit dem Nachhaltigkeitsziel 3 «Gesundheit und Wohlergehen» der Vereinten Nationen ändern. Im wiLLBe-Thema Gesundheit sehen wir attraktive Anlagemöglichkeiten. Wir zeigen dir, welche das sind und wie du das Nachhaltigkeitsziel unterstützen kannst.
Inhaltsverzeichnis:
- Was mit dem Nachhaltigkeitsziel 3 «Gesundheit und Wohlergehen» der Vereinten Nationen erreicht werden soll
- Welche Gründe es für die unterschiedliche Gesundheitsversorgung in der Welt gibt
- Welche Rolle Nachahmerprodukte wie Generika und Biosimilars in der breiten medizinischen Versorgung spielen
- In welche Unternehmen du investieren und damit Gutes tun kannst
Die enormen Fortschritte der Medizin der letzten 100 Jahre kamen nicht allen Regionen zugute. In sehr bevölkerungsreichen Teilen Asiens und Afrikas ist die heutige Lebenserwartung eines Menschen von knapp über 60 Jahren durchaus zehn bis 20 Jahre geringer als in Westeuropa oder Nordamerika.
Trotz enormen Fortschritten in den letzten 50 Jahren ist die Sterblichkeitsrate von unter 5-jährigen Kindern in wirtschaftlich ärmeren Regionen immer noch viel zu hoch.
Der unterschiedliche Erfolg der Weltregionen bei der Bewältigung der Covid-Pandemie der Jahre 2020 bis 2022 ist ein weiteres Beispiel für den ungleichen Zugang zu Gesundheit und bestätigt erneut, weshalb Gesundheit zu den Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen zählt.
Der Fokus des SDG 3
Mit dem SDG 3 «Gesundheit und Wohlergehen» soll die Müttersterblichkeit auf unter 70 je 100’000 Lebendgeburten gesenkt werden. Weitere Ziele betreffen die Kindersterblichkeit, Krankheiten wie AIDS, Malaria, Tuberkulose sowie die Prävention und Behandlung von Substanzmissbräuchen wie Alkohol.
Auch soll die allgemeine Gesundheitsversorgung mit hochwertigen Gesundheitsdienstleistungen einschliesslich der finanziellen Absicherung sichergestellt werden. Auf globaler Basis sind sieben von zehn Todesursachen auf nicht-übertragbare Krankheiten zurückzuführen. Diese sieben Krankheiten verursachen 44 % aller Tote oder stehen für 80 % der zehn wichtigsten Todesursachen. Zu den häufigsten Krankheiten zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle, Lungenerkrankungen, Krebs, Alzheimer sowie Nierenerkrankungen.
Grund für die unterschiedliche Entwicklung der Versorgung
Das SDG 3 zielt darauf ab, den Zugang zur medizinischen Versorgung auch in weniger entwickelten Regionen sicherzustellen. In der westlichen Welt brauchte es rund 100 Jahre, bis die staatlichen Gesundheitsausgaben nahezu 10% des Bruttosozialprodukts (BSP) ausmachten. Private Gesundheitsausgaben erhöhen diesen Anteil zusätzlich.
In Wachstumsländern wie Brasilien, Russland, Indien und China – die so genannten BRIC-Staaten – beträgt der Anteil der staatlichen Gesundheitsausgaben lediglich 3 bis 5 %. Die BRIC-Länder sind verglichen zu anderen Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas vermögendere Länder. Selbst die Gesundheitsausgaben in der Höhe von 3–5 % des BSP sind viel zu wenig, um breite Bevölkerungsschichten medizinisch zu versorgen. Zudem hat die breite Bevölkerung kaum Geld, um sich selbst medizinisch zu versorgen.
Am ehesten werden die Gesundheitsausgaben dieser Länder erhöht, wenn ihre Wirtschaft stark wächst. So kann die Globalisierung eine wichtige Rolle in der Gesundheitsversorgung einnehmen. Natürlich ist das ein sehr langsam vorankommender Prozess. Die betroffenen Länder haben indes ihre Gesundheitsausgaben selbst im Griff, müssen aber ihre Ausgabenprioritäten entsprechend definieren.
Nur erschwingliche Medikamente ermöglichen eine breite medizinische Versorgung
Für die Erreichung des SDG 3 sind günstige Medikamente ausschlaggebend. So ermöglicht die Verabreichung von Generika und Biosimilar-Produkten (Nachahmerprodukte) eine breitere medizinische Versorgung gerade in ärmeren Regionen oder Bevölkerungsschichten. Gemäss Marktstudien (z. B. von Precedence Research) war der Generika-Markt im Jahr 2020 390 Mrd. USD gross. Das entspricht rund einem Drittel des globalen Pharmamarktes. Das Unternehmen geht von einem jährlichen Wachstum von 5.6 % bis 2030 aus. Der gleiche Berater schätzt die Marktgrösse von Biosimilars auf 13.5 Mrd. USD. Bis 2030 könnte dieser Markt auf 66 Mrd. USD anwachsen.
In Westeuropa und Nordamerika nur wenige reine Anbieter von Generika
So sehr uns Generika und Biosimilars im Zusammenhang mit dem SDG 3 gefallen, in Europa und in Nordamerika gibt es nur wenige reine Anbieter von Generika und Biosimilar-Medikamenten. Die europäische Hikma und israelische Teva (inklusive der 2011 übernommenen Mepha) sind Beispiele für reine Player. Ihr Nachhaltigkeitsrating lässt zu wünschen übrig, weshalb wir bei diesen Aktien zurückhaltend sind.
Viele andere reine Generika-Unternehmen sind in Asien kotiert und damit ausserhalb unseres Research-Universums. Typischerweise ist die Verschuldung von Generika-Unternehmen hoch. Deshalb empfehlen wir auch aus finanzanalytischer Sicht kein Pure-Play-Generikaunternehmen.
Generika werden auch von grossen Pharmafirmen produziert
Einige Pharmaunternehmen haben viel beachtete Generika – respektive Biosimilars-Sparten. Investor:innen können in diese Aktien investieren und von den Chancen des Gesundheitsthemas profitieren. Beispiele sind Novartis, GlaxoSmithKline, Sanofi, Johnson & Johnson und Merck. Gerade Impact-Investor:innen müssen sich jedoch bewusst sein, dass Generika und Biosimilars nur einen geringen Teil des Umsatzes dieser Konzerne ausmachen.
Pharmafirmen mit Vergünstigungsprogrammen
Einige Pharmafirmen haben bedeutende Budgets für Forschung und Entwicklung (F&E), die es überhaupt ermöglichen, Medikamente gegen Krankheiten einzusetzen. Wegen der F&E sind die Preise sehr hoch. Manchmal schlagen die Pharmafirmen nochmals eine zu hohe (und ungerechtfertigte) Marge auf die Preise. Einige Pharmafirmen finanzieren Vergünstigungsprogramme für ärmere Bevölkerungsschichten. Solche Unternehmen erachten wir unter dem Blickwinkel von SDG 3 als attraktiv.
Eine langfristige Herausforderung für westliche Gesundheitssysteme
Häufig wird die Überalterung unserer Gesellschaft diskutiert. Gerade im Gesundheitsbereich stellt dieser Trend eine wichtige Herausforderung auch für westliche Gesundheitssysteme dar. Sinkende Geburtenraten stehen bis zum Jahr 2100 einer Versechsfachung der über 80-Jährigen gegenüber.
Dieser Trend fordert die Gesundheitssektoren nicht nur finanziell, sondern auch medizinisch heraus. Die Gesundheitsversorgung muss sich am grösseren Anteil der älteren Patienten ausrichten. Wir beschreiben hier zwar einen sehr langfristigen Prozess, der aber heute schon längstens im Gang ist. Die Gesellschaften müssen sich jedoch früh genug mit dieser Frage beschäftigen.
Der Pharmasektor wird Lösungen für diese Herausforderung bereitstellen. Derzeit gewinnt beispielsweise Digital Healthcare immer mehr an Bedeutung. Unter Digital Healthcare verstehen wir die Verknüpfung von Medizin und Digitalisierung. Mit Digital-Healthcare-Angeboten können u. a. Senioren gesundheitlich besser versorgt werden. Zu diesem spannenden Thema werden wir einen separaten Beitrag publizieren.
Der wiLLBe-Ansatz im Gesundheitsbereich
wiLLBe investiert in den Gesundheitsbereich, indem wir einerseits Pharmafirmen identifizieren, die spezielle Programme für weniger vermögende anbieten. Verglichen mit der Peergroup engagiert sich beispielsweise Biogen stärker für die Medikamentenversorgung von finanziell schwachen Patient:innen. Die Medikamente werden gewissen Bevölkerungsschichten entweder kostenlos oder zu einem reduzierten Preis abgegeben.
Uns gefallen auch Aktien, die zu Unternehmen gehören, die Produkte für Krankheiten entwickeln, deren Bedeutung in den kommenden Jahrzehnten stark zunehmen wird. Ein Beispiel dafür sind antimikrobielle Resistenzen. Die europäische Pharmafirma Biomerieux hat diesbezüglich interessante Forschungsergebnisse vorgelegt. Überzeugt sind wir auch vom Potenzial in die Alzheimer- und Demenzforschung von Grifols. Auch zu diesen Themen werden wir uns in separaten Berichten genauer äussern
Sehr interessant finden wir Digital-Health-Player. In unserer Impact-Auswahl befindet sich beispielsweise das US-Unternehmen Resmed. Das Unternehmen digitalisiert seine Dienstleistungen mit Cloud-verbundenen Geräten, marktführenden Softwarelösungen und innovativer Analytik. Bis 2025 sollen 250 Mio. Patient:innen eine wesentlich bessere ausserklinische Versorgung in einem weniger belastenden und menschenfreundlichen Umfeld erhalten. Dieses Geschäftsmodell kann durchaus skaliert werden.
Ebenfalls interessant finden wir Unternehmen, die gesunde Nahrungsmittel herstellen. Ein Beispiel dafür ist Novozymes, deren Enzyme dabei helfen, gesunde Nahrungsmittel zu produzieren.
Der Impact des wiLLBe-Themas Gesundheit
Die untenstehende Tabelle fasst den Impact des wiLLBe-Themas Gesundheit zusammen.
Impact des wiLLBe-Themas Gesundheit
MSCI World 1) | Durchschnitt der von wiLLBe ausgewählten Themen 1); 2) | ||
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Implizite Temperatur | 2.29 °C | 1.97 °C | |
CO2-Emissionen 3) | 0.193 | 0.04 | |
Energiekonsum (Wh) 4) | 1.10 | 0.16 | |
1) je investiertem CHF 2) für das gleichgewichtete Portfolio der wiLLBe-Empfehlungen per 24. Juni 2022 3) CO2-Gramm pro USD Marktkapitalisierung, je Tag 4) MW-Stunden pro USD Marktkapitalisierung, je Tag |
Traditionelle Finanzkennzahlen der wiLLBe-Themen mit Gesundheitsbezug:
MSCI World | Durchschnitt von Health- Empfehlungen 1) | ||
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Aktienbewertung EV/EBITDA 2022E | 16.0 x | 13.9 x | |
Dividendenrendite 2022E | 2.3 % | 0.7 % | |
1) für das gleichgewichtete Portfolio der wiLLBe-Empfehlungen per 29. Juli 2022 |