Biodiversität schützen und als Anlagefaktor stärken
Die UN-Biodiversitätskonferenz im Dezember könnte das Thema als Anlagefaktor verankern, wenn endlich verpflichtende Ziele verabschiedet werden. wiLLBe schützt Biodiversität mit ausgewählten Themen.
Inhaltsverzeichnis:
Der weltweit dramatische Schwund der Biodiversität gefährdet Produkte und Lieferketten. Dies dürfte langfristig die Gewinndynamik vieler Unternehmen tangieren. Dieses Biodiversitätsrisiko wird von Anleger:innen und der breiten Öffentlichkeit aber kaum wahrgenommen.
Die vom 7. bis 19. Dezember 2022 stattfindende UN-Biodiversitätskonferenz COP-15 dürfte nun aber das Interesse der Anleger:innen auf sich ziehen. In diesem Blog zeigen wir auf, was wiLLBe von der Konferenz erwartet und wie Biodiversität als Anlagefaktor nachhaltig etabliert werden kann.
Warum sich die COP-15 auf die Subventionspraxis fokussieren soll
Eine Verschärfung der Biodiversitäts-Ziele ist sicher hilfreich. Wir wünschen uns jedoch eine konsequentere Umsetzung der bestehenden Biodiversitätsstrategie weltweit. Unserer Ansicht nach sollte die COP-15 den Abbau von biodiversitätsschädlichen Subventionen auf globaler Basis forcieren.
Bestehende Subventionen setzen widersprüchliche Anreize für und gegen die Biodiversität:
- In der Landwirtschaft werden beispielsweise Monokulturen gefördert.
- Im Energiesektor sollen sich die Subventionen für fossile Energieträger im Jahr 2021 verdoppelt haben. Die Subventionierung von fossilen Energien schadet jedoch der Biodiversität.
- Im Transportsektor werden laufend neue Verkehrswege gebaut, auch in ökologisch wichtigen Regionen. Diese Subventionen beeinträchtigen die Biodiversität.
Die meisten Länder haben das Problem zwar erkannt, aber der Abbau dieser Subventionen kommt zu langsam voran. So kündigte der Schweizer Bundesrat im Juni 2022 an, in den nächsten zwei Jahren acht der über 150 biodiversitätsschädlichen Subventionen vertieft zu evaluieren. Auch Deutschland und Österreich verzeichnen diesbezüglich keine grossen Erfolge.
Uns ist klar, dass dieser Abbau in gewissen Sektoren Spuren hinterlassen wird (z. B. in der Landwirtschaft oder in der Energiewirtschaft). Doch der Schutz der Biodiversität muss Fortschritte erzielen.
Grosse Finanzierungslücke bei der Biodiversitätsstrategie
Viele Umweltministerien und staatliche Einrichtungen haben Biodiversität definitiv auf ihrer Agenda und arbeiten an entsprechenden Strategien. Es gibt aber eine grosse Finanzierungslücke. So finanziert die EU beispielsweise lediglich ungefähr 60 Prozent der notwendigen Investitionen in die Biodiversität. Der Barwert des nicht investierten Betrages beläuft sich auf EUR 227 Milliarden.
Biodiversitätsstrategie: Investments und fehlende Investitionen
Zuckerbrot und Peitsche für mehr Biodiversität
Aus Erfahrung wissen wir, dass Umweltprojekte nur ungenügend oder viel zu spät umgesetzt werden. An den COP-Konferenzen lässt man sich zu ambitiösen Zielen verleiten, nach den COP-Konferenzen fehlt dann der Ehrgeiz und das Engagement in der Durchsetzung.
Die COP-15-Teilnehmerländer sollten Sanktionen für jene Länder einführen, die ihren Verpflichtungen nicht nachkommen. Die Strafe könnte monetärer Art sein; vorstellbar wäre auch eine schwarze Liste mit Ländern, welche die Biodiversität ungenügend schützen. Viel Zeit, um den Schutz der Biodiversität vorwärtszubringen, haben wir nicht.
Neue Offenlegungsvorschriften der TNFD bringt Klarheit für Anleger:innen
Die Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) wird im September 2023 neue Offenlegungsvorschriften publizieren. Ab 2024 werden Anleger:innen bessere Tools zur Verfügung haben, um den Einfluss ihrer Investitionen auf die Biodiversität beurteilen zu können. Damit diese Kennzahlen möglichst effizient eingesetzt werden können, sollten sie den folgenden Anforderungen genügen:
- In einem ersten Schritt ist die Offenlegung auf freiwilliger Basis geplant. Ideal wäre es jedoch, wenn alle Unternehmen ab einer bestimmten Grösse diese Offenlegung anbieten müssen, beispielsweise ab einer Umsatzgrösse von EUR 100 Millionen.
- Am besten wären quantitative Angaben. Mit qualitativen Angaben können weder Anlageportfolios gebildet noch Benchmark-Analysen erstellt werden. Uns ist klar, dass die quantitativen Angaben hinsichtlich Biodiversität wesentlich komplexer sind als hinsichtlich Klimarisiken.
- Um den Fortschritt im Zeitverlauf beurteilen zu können, sollte eine historische Zeitreihe erhältlich sein.
Diese Offenlegung wird für Anleger:innen viel Klarheit bringen und Biodiversität als Anlagefaktor in den Vordergrund stellen.
Biodiversität als Ressource behandeln und bepreisen
Nach dem Motto «Was keinen Preis hat, ist nichts wert» nutzen heute Unternehmen Biodiversität ohne Kostenfolge. Anleger:innen können das Biodiversitätsrisiko in ihren Rechnungen bis dato nicht berücksichtigen.
In der Marktwirtschaft sind adäquate Preise aber wichtige Lenkungsmechanismen. Deshalb teilen wir die Meinung vieler Umweltökonomen wie z. B. von Prof. Edward Barbier von der Colorado State University. Die Einführung von Preisen für die Nutzung der Umwelt reduziert das Biodiversitätsrisiko.
Die COP-15 wird die Bepreisung von Biodiversität kaum ankündigen, obschon dieser Ansatz eine effektive Lösung wäre. Zum einen würde unsere Gesellschaft nicht akzeptieren, dass einige wichtige Produkte in einer Phase mit hoher Inflation teurer werden (z. B. Nahrung). Zum anderen können die Unternehmen den Gebrauch der Ressource Biodiversität nur schwer quantifizieren.
Wie wiLLBe-Anleger:innen die Biodiversitätsrisiken konkret minimieren
Die neuen Offenlegungsvorschriften werden es Anleger:innen ermöglichen, den Einfluss ihrer Investitionen auf die Biodiversität besser abzuwägen. Bei wiLLBe werden wir dank dem neuen Framework in der Lage sein, die Biodiversität in unseren Anlageideen besser zu berücksichtigen. Heute verfügen wir noch nicht über diese Tools.
Bereits heute reduzieren wiLLBe-Anleger:innen ihr Biodiversitätsrisiko, indem sie sich für die Themen «Sauberes Wasser» (SDG 6 und SDG 14), «Klimaschutz» (SDG 13) und «Nachhaltige Ressourcennutzung» (SDG 15) engagieren. Auch das wiLLBe-Thema «Saubere Energie» unterstützt die Biodiversität. Dabei handelt es sich um eine Annäherung (Approximation) von Biodiversitäts-freundlichen Anlagestrategien.
Biodiversitäts-Anlagen bringen vorbildliche Klimaperformance
Die Finanzmärkte sind den geopolitischen Wirren (inklusive der höheren Energiepreise) ausgesetzt. Eine Rezession sowohl in Europa als auch in den USA schliessen wir nicht mehr aus. In den USA scheint die Inflation den Höhepunkt hinter sich zu haben, in Europa jedoch noch nicht. Vor drei Wochen haben wir Anleihen erstmals seit Jahren auf Neutral heraufgestuft. Im Jahresverlauf 2022 haben wir die taktische Asset Allokation von Aktien mehrmals geändert, um Opportunitäten für unsere Kunden wahrzunehmen. Zurzeit empfehlen wir für Aktien eine neutrale Gewichtung.
Die erwähnten wiLLBe-Themen performen hinsichtlich des impliziten Temperaturpfades, der CO2-Emissionen und des Energieverbrauches wesentlich besser als der MSCI World.
Impact der erwähnten Themen
MSCI World 1) | Durchschnitt der erwähnten Themen 1); 2) | ||
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Implizite Temperatur | 2.25 °C | 2.11 °C | |
CO2-Emissionen 3) | 0.198 | 0.102 | |
Energiekonsum (MWh) 4) | 0.73 | 0.342 | |
1) je investiertem CHF 2) für das gleichgewichtete Portfolio der wiLLBe-Empfehlungen per 16. Novemeber 2022 3) CO2-Gramm pro USD Marktkapitalisierung, je Tag 4) MW-Stunden pro USD Marktkapitalisierung, je Tag |
Auch hinsichtlich finanzieller Performance schneiden die Aktien der erwähnten wiLLBe-Themen im Durchschnitt besser ab als der MSCI World. Die höheren Margen sind in einer etwas höheren Aktienbewertung nur zum Teil reflektiert.
Trad. Finanzkennzahlen der ausgewählten Themen
MSCI World | Durchschnitt der erwähnten Themen 1) | ||
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EBITDA-Gewinnmarge 2022E | 20.2 % | 22.9 % | |
Aktienbewertung EV/EBITDA 2022E | 10.4 x | 10.7 x | |
Dividendenrendite 2022E | 2.3 % | 1.7 % | |
1) für das gleichgewichtete Portfolio der wiLLBe-Empfehlungen per 16. November 2022 |