Grenzenlos anlegen: Wer Währungen versteht, investiert klüger
Währungen begegnen uns täglich und haben für Anleger:innen eine entscheidende Bedeutung, da sie Renditen und Risiken in Portfolios stark beeinflussen. Unser Blog beleuchtet die Geschichte und Besonderheiten von vier bedeutenden Währungen – Schweizer Franken, Euro, US-Dollar und britisches Pfund – und zeigt deren Einfluss im globalen Finanzumfeld auf. Dabei wird deutlich, wie politische, wirtschaftliche und geldpolitische Faktoren das Vertrauen in diese Währungen prägen und welche Chancen sowie Risiken sich daraus für Investorinnen und Investoren ergeben.

Inhaltsverzeichnis
1. Warum es wichtig ist, Währungen zu verstehen
Fremdwährungen begegnen uns täglich. Beim Online-Shopping in US-Dollar, beim Reisen nach London oder wenn wir Schlagzeilen der Europäischen Zentralbank wie "EZB hebt Leitzins an" lesen, dann sind sie allgegenwärtig.
Für Anleger:innen sind Währungen weit mehr als ein Tauschmittel. Sie sind wie stille Partner im Portfolio: Sie beeinflussen die Renditen und auch die Risiken – und manchmal sogar die eigene Anlagestrategie.
Wir greifen in diesem Blog die Geschichte von vier wichtigen Währungen, dem Schweizer Franken, dem Euro, dem US-Dollar und dem britischen Pfund, auf. Zudem erläutern wir deren Position im internationalen Währungsumfeld und weisen auf Chancen und Risiken hin.
2. Wie Währungen Ihr Portfolio und Risiko beeinflussen
Meist kommen Fremdwährungen nicht als bewusste Entscheidung ins Anlagedepot. Vielmehr sind sie als Anhängsel mit Investments, die man tätigt, einfach dabei. Zum Beispiel beim Erwerb einer spannenden Aktie an der Londoner Börse in britischem Pfund, oder beim Kauf eines ETF mit einem innovativen Investment-Thema von einem Schweizer Fondsanbieter in Schweizer Franken.
Gerade wer grenzüberschreitend investiert, also über verschiedene Länder, Kontinente und Wirtschaftsräume hinweg, sollte sich vor allem mit den grossen Währungen und ihren Eigenheiten vertraut machen. Denn sie sind nicht einfach neutral und da. Sie erzählen Geschichten. Geschichten von Vertrauen und Misstrauen, von politischen Zielen, wirtschaftlichen Notwendigkeiten und dem oft unsichtbaren Einfluss der Zentralbanken.
3. Der Schweizer Franken (CHF): Stabilität und sicherer Hafen
Vom regionalen Zahlungsmittel zur stabilen Geldpolitik
1850 beschloss die Schweiz, ihre vielen regionalen Währungen abzuschaffen und einen einheitlichen Franken einzuführen. Dies erfolgte nur kurz nach der Gründung des Bundesstaats im Jahre 1848. Dabei orientierte man sich bewusst am französischen Franc, was nicht nur den Handel erleichterte, sondern auch symbolisch für den politischen Pragmatismus der jungen Eidgenossenschaft stand.
Kleine Anekdote am Rande: Während des Zweiten Weltkriegs horteten viele Deutsche, Italiener und Franzosen Schweizer Franken unter der Matratze – weil sie der eigenen Währung nicht mehr trauten. Der Franken wurde zum "Fluchtmittel", das buchstäblich Leben retten konnte.
Sicherer Hafen in der Krise
In der Finanzkrise 2008 und in der Eurokrise ab 2010 flüchteten Anleger:innen sich in Scharen in den Schweizer Franken. Die Nachfrage war so gross, dass die Schweizer Nationalbank (SNB) im Jahre 2011 einen Mindestkurs zum Euro einführte (1.20 EUR/CHF), um die Exportindustrie zu schützen.
2015 hob sie diesen Mindestkurs über Nacht auf – was zu einem dramatischen Währungsschock führte. Der Franken schoss binnen Minuten um fast 30 % in die Höhe. In den Folgejahren setzte sich die weitere, strukturelle Aufwertung dieser Währung fort.
Der damalige sogenannte "Frankenschock" löste eine regelrechte Aufregung auf den Devisenmärkten aus. Während Schweizer Skiliftbetreiber plötzlich ihre Preise senken mussten, mussten Online-Shopper in Deutschland über Nacht gestiegene Schweizer Elektronikpreise hinnehmen.
Heute: Stabilität trifft auf Balanceakt
Die SNB ist eine der zurückhaltendsten und stabilsten Zentralbanken weltweit. Doch der Spagat zwischen starker Binnenwirtschaft und exportabhängiger Industrie bleibt herausfordernd. Für Anleger:innen ist der Schweizer Franken ideal zur Risikostreuung, er ist allerdings nur in begrenztem Ausmass ein Treiber von Outperformance respektive Überrenditen.

4. Der Euro (EUR): Politisches Experiment und Herausforderungen
"Der Euro ist mehr als nur eine Währung, er ist ein europäisches Versprechen."
Mit dem Euro wollte man im vergangenen Jahrhundert nach jahrzehntelangen Kriegen ein wirtschaftliches Gegengewicht zur globalen Dollar-Dominanz schaffen. Zugleich wollte man Europa mit einer gemeinsamen Währung näher zusammenbringen. Somit schien aus politscher Sicht der Start des Euro als Buchgeld am 1. Januar 1999 nur konsequent. Doch das "One-size-fits-all"-Prinzip erwies sich als kompliziert. Die Währungsunion an den Anfang zu stellen – vor einer Fiskalunion und einer einheitlichen Aussen- und Wirtschaftspolitik, ist immer noch die grösste Belastung und Herausforderung für diesen erkämpften Währungsraum.
Anekdote um die Euro-Einführung: Als der Euro am 1. Januar 2002 als Bargeld eingeführt wurde, erzählte man sich in Rom, dass die Pizza teurer geworden sei – "wegen dem Euro". Ähnliche Geschichten kursierten in Deutschland oder Frankreich. Im damaligen Sprachgebrauch war das Wort des "Teuro" geboren. In Wahrheit lagen die Preissteigerungen oft an anderen Faktoren, doch das Misstrauen gegenüber der Währung war gesät.
EZB: Zwischen Zins und Vertrauen
Die Europäische Zentralbank (EZB) sass und sitzt zwischen den Stühlen: Deutschland wünscht sich Preisstabilität, Südeuropa niedrige Zinsen und Schuldenhilfe. Diese Spaltung zeigte sich regelmässig in ihrer bisherigen Geschichte. So war es etwa im Jahr 2012, als der damalige EZB-Chef Mario Draghi versprach: "Whatever it takes." Drei Worte, die den Euro retteten und die bis heute sinnbildlich für das Spannungsfeld stehen, in dem sich die Währung bewegt: Zwischen wirtschaftlicher Notwendigkeit und politischer Erwartung.
Die Beruhigungs-Anekdote: Draghis Worte gingen in die Geschichte ein. Allein seine Ankündigung reichte aus, um die Märkte zu stabilisieren – vermutlich wirkungsvoller als eine kurzfristige Zinssenkung. Ein Beispiel dafür, wie viel Macht Vertrauen und Kommunikation in der Geldpolitik haben.
Risiken: Ist Europa einig in seiner politischen Uneinigkeit?
Der Euro ist auch heute noch eher funktional, aber nicht wirklich emotional verankert. Keine nationale Identität steht hinter ihm. Er wird als Zahlungsmittel wahrgenommen, das die Transaktionskosten massiv nach unten gebracht hat. Devisen- und Sortengeschäfte zwischen den einzelnen Euro-Staaten sind nicht mehr notwendig. Das fehlende Gefühl der "eigenen" Währung birgt aber auch Risiken. Dies zeigt sich immer wieder, wenn etwa Wahlen in Italien, Frankreich oder Griechenland stattfinden, und plötzlich von Euro-Kritikern ein Euro-Ausstieg in die Diskussionsrunde geworfen wird.
5. Der US-Dollar (USD): Die globale Leitwährung im Fokus
Der Dollar als globale Basiswährung
Mehr als drei Viertel des weltweiten Handels wird in US-Dollar fakturiert. Selbst Länder, die mit den USA direkt nichts zu tun haben, rechnen in Dollar ab. Dies zeigt sich beispielsweise beim Rohstoffhandel. Gold, Öl und viele Anleihen werden global in US-Dollar gehandelt.
Anekdote zur Vormachtstellung: Zwei ehemalige Machthaber, Saddam Hussein im Irak, und Muammar Gaddafi in Libyen, versuchten, den Ölhandel nicht mehr in US-Dollar, sondern in Euro oder Gold abzuwickeln. Beide verloren später auf dramatische Weise ihre Macht. Ob es ein politischer Zufall oder ein ökonomischer Tabubruch war, bleibt offen.
Fed als globaler Pulsmesser
Die US-Notenbank Federal Reserve System, kurz "Fed", entscheidet nicht nur über die amerikanische Konjunktur, sondern beeinflusst auch die Aktienmärkte in Frankfurt, die Kreditvergabe in Asien und die Währungsreserven in Afrika. Ihre Zinspolitik bewegt Milliarden – im wahrsten Sinne des Wortes und in Zahlen.
Als das Federal Reserve Board 2022 und 2023 die Zinsen massiv anhob, gerieten viele Schwellenländer unter Druck, weil ihre Auslandsschulden in Dollar spürbar teurer wurden. Die hohe Abhängigkeit zeigt: Solange die Welt in USD verschuldet ist, bleibt diese Währung mehr als nur systemrelevant.
Risiken: Schulden und geopolitische Rivalen
Die USA haben ein chronisches Handels- und Haushaltsdefizit. Der stark negative Saldo der öffentlichen Haushaltsrechnung in den vergangenen Jahren hat die absolute Staatsverschuldung in die Höhe schnellen lassen. Im Verhältnis zu ihrer gesamten Wirtschaftsleistung haben die Staatsschulden die Marke von 100 % schon lange hinter sich gelassen. Gleichzeitig werden die Zinszahlungen auf diese Staatsschulden politisch thematisiert. Länder wie China oder Russland versuchen darüber hinaus, sich durch bilaterale Handelsabkommen in ihren eigenen Währungen aus der Dollar-Dominanz zu lösen. Noch ist der US-Dollar unangreifbar – aber der Trend ist nicht ohne Brisanz. Da sich die USA in ihrer eigenen Währung verschulden können, haben sie bei der Leitwährungsfunktion ihres US-Dollars einen unübersehbaren Bonus.
6. Das britische Pfund (GBP): Tradition trifft Volatilität
Die älteste Währung der Welt
Das britische Pfund ist seit dem 8. Jahrhundert (!) im Umlauf. Es stand lange für die globale Stärke des Vereinigten Königreichs. Im viktorianischen Zeitalter war das Pfund die Weltleitwährung, gestützt auf das Königreich und die Londoner Banken. Ähnlich wie bei der chinesischen Währung ist "Sterling" der Name der Währung, während der Begriff "Pfund" der Name der Einheit ist.
Historische Anekdote: Noch 1945 machten sich US-Diplomaten Sorgen, dass das Pfund des Vereinigten Königreichs den US-Dollar vom Thron stossen könnte. Damals wurden sowohl die Kriegsfolgen als auch die lange Geschichte der Währung als Gründe herangezogen. Aus heutiger Sicht ist dies kaum nachvollziehbar und ein wenig vorstellbares Szenario.
Brexit: Ein politischer Bruch mit wirtschaftlichen Schmerzen
Der Brexit war eine Zäsur für das Vereinigte Königreich, nicht nur politisch, sondern auch währungstechnisch. Das Pfund verlor in der Nacht nach dem Referendum 2016 rund 10 % seines Werts – und es hat sich bis heute kaum davon erholt. London bleibt ein Finanzzentrum, aber mit deutlich reduziertem Einfluss. Das Pfund hat den allgemeinen Euro-Problemen zu verdanken, dass es seit der Abkoppelung keine ausgeprägtere Abwertung gegenüber dem Euro erfahren hat. Die wirtschaftlichen Herausforderungen im Vergleich zur Europäischen Union sind hingegen allgegenwärtig.
Interessant für Taktiker, riskant für langfristig Planende
Das Pfund reagiert empfindlich auf politische Schlagzeilen: Wahlen, Haushaltspläne, Bank of England – all das kann diese Währung stark bewegen. Für kurzfristige Strategien kann das lukrativ sein, für Langfrist-Investoren ist diese Währung aber oft zu volatil. Zudem bleiben die Brexit-Folgen die grösste Herausforderung für das Pfund, ebenso wie die Wirtschaftspolitik auf der Insel.
Pfund-Anekdote mit Liz Truss: Im Herbst 2022 führte ein chaotischer britischer Mini-Haushalt fast zu einem Kollaps der Pensionsfonds. Liz Truss präsentierte als damalige Premierministerin ihr Vorhaben, die Wirtschaft über Steuersenkungen und eine höhere Schuldenaufnahme zu unterstützen. Wegen der fehlenden Gegenfinanzierung fiel das Pfund gegenüber dem Dollar auf ein Allzeittief. Binnen Tagen musste die Regierung zurückrudern. Dies stellt einen weiteren dramatischen Beleg für das enge Zusammenspiel zwischen Vertrauen, Fiskalpolitik und Währung dar.

7. Währungen clever managen und im Portfolio diversifizieren
Jede Währung, ob gross oder klein, hat ihre eigene Geschichte, respektive ihre eigene DNA:
- Der Franken: unaufgeregt, stabil, verlässlich.
- Der Euro: ambitioniert, komplex, politisch aufgeladen.
- Der Dollar: dominant, aber nicht unverwundbar.
- Das Pfund: traditionsreich, aber anfällig.
Für Anlegerinnen und Anleger lohnt es sich, diese Eigenheiten zu verstehen, nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch aus der Motivation heraus, geopolitische Entwicklungen, Marktbewegungen und geldpolitische Signale besser einordnen zu können.
Am Ende gilt:
«Währungen sind wie stille Wegweiser im globalen Anlagegeschehen – wer sie lesen kann, ist klar im Vorteil.»