Schöne neue Welt – Metaverse im Sinne einer positiven Utopie

Das Metaverse erlaubt uns heute, unendliche Welten Realität werden zu lassen, die bei Raumschiff Enterprise 1970 noch ferne Zukunftsmusik waren. Doch ist das Metaverse auch nachhaltig?

Inhaltsverzeichnis:

Metaverse – ein Schachtelwort macht die Runde. Wir werfen deshalb einen genauen Blick darauf. Es setzt sich aus den beiden Begriffen «meta-» und «universe» (englisch für Universum) zusammen und beschreibt damit die Eigenschaft, über das diesseitige Hier und Jetzt in die Gesamtheit von Raum, Zeit und Materie, eben das Universum, zu reichen. Es liegt in der Natur einer dynamischen und sich kontinuierlich wandelnden Technologie, dass viele Fragen auftauchen.

Was ist nun dieses «Metaverse»?

Schauen wir einmal, ob uns Wikipedia dabei weiterhelfen kann. Laut dieser offenen Internet-Enzyklopädie ist Metaverse ein «digitaler Raum, der durch das Zusammenwirken virtueller, erweiterter und physischer Realität entsteht». Es will damit die verschiedenen Strömungen im Internet zu einer neuen Wirklichkeit vereinigen.

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Wer hat diesen Begriff zum ersten Mal aufgebracht?

Begriffe wie «Metaverse» und «Avatar» werden dem Schriftsteller Neal Stephenson und seinen Science-Fiction-Romanen wie «Snow Crash» (1992) zugeschrieben. Darin beschreibt Stephenson das Leben seiner Protagonisten in einem Bewegen zwischen den zwei Welten. Wobei die Daseinsform als Avatar die Verbindung zum Metaverse schafft. Dies war wohl die Geburtsstunde des Begriffs «Metaverse».

Wo liegt die Dynamik des Metaverse?

Die Dynamik im Metaverse wurde und wird auch zukünftig stark von den technologischen Fortschritten auf den Gebieten Virtual Reality (VR), Web3 und Social Media vorangetrieben. Mediale Highlights waren sicherlich das «Metaverse Second Life» im Jahr 2003, «Project» im Jahr 2004 sowie «Decentraland» und «The Sandbox» seit 2020. Einen sehr wichtigen Unterstützer hat das Thema mit Mark Zuckerberg und der Umbenennung seines Unternehmens von Facebook Inc. in Meta Platforms.

Metaverse – nur ein flüchtiger Trend?

Die Ambitionen der grossen Akteure sind hoch. Es wird dabei ganz im Sinne des «Internets der Dinge» (Internet of Things, IoT) beim Metaverse bereits vom «Internet des Lebens» gesprochen. Ein völlig neues 3D-Internet, das durch alle VR-Funktionalitäten erlebbar gemacht wird, ist dabei das angestrebte Ziel. Zurzeit bietet die Welt der Spiele wohl den am weitesten entwickelten und vor allem funktionsfähigsten Raum, welchen man als Metaverse bezeichnen kann.

Die Geschichte um «The Sandbox» hat verständlicherweise einen grossen Hype ausgelöst, da einzelne User bereit waren, sehr hohe Beträge für virtuelles Land zu zahlen. Die Sandbox-Story zeigt sehr anschaulich die Verbindung des Metaverse mit anderen technologischen Lösungen im virtuellen Bereich. So wurden die Landtransaktionen über sogenannte NFTs (Non-Fungible Tokens) realisiert. Dabei handelt es sich um kryptografisch eindeutige und überprüfbare Token, die den Eigentümerstatus von digitalen oder physischen Assets in einer Blockchain dokumentieren.

Die grössten Herausforderungen liegen in der Nutzer-Skalierung des Metaverse. Massgeblich ist dabei neben der Anzahl der Nutzer vor allem auch die Verfügbarkeit von Echtzeitlösungen, damit das Metaverse in seiner vollen 3D-Funktionalität für möglichst viele User auch erlebbar wird und sie in Echtzeit miteinander interagieren können. Nach Aussagen des US-Halbleiterherstellers Intel müsste es zu einer weiteren markanten Steigerung der Rechnergeschwindigkeit kommen, welche das Unternehmen nicht vor dem Jahr 2040 als realistisch erachtet.

Der aktuelle Stand beim Metaverse lässt sich ein bisschen mit den E-Commerce-Lösungen um die Jahrtausendwende vergleichen, wo in einzelnen Bereichen aus heutiger Sicht eher konservative Wachstumsannahmen getroffen und mögliche Gewinner und Verlierer bestimmt wurden. Letztlich hat sich gezeigt, dass sehr viele Unternehmen vom gesamten E-Commerce profitieren konnten, die sich früh auf diese Technologie eingelassen und die Weiterentwicklung aktiv begleitet haben. Meta Platforms von Mark Zuckerberg will auf ähnliche Weise eine massgebliche Rolle in der Entwicklung des Metaverse spielen.

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Kann man in Metaverse-Entwicklung investieren?

Der Metaverse-Trend ist noch ziemlich jung. Wenn man seinen Blick auf die Aktienseite lenkt, erkennt man, dass Facebook erst im Oktober 2021 die Namensänderung vollzog, um damit seine Ambitionen auf diesem Gebiet zu offenbaren. Wenn auch Marktforschungsunternehmen wie Bloomberg Intelligence und andere prognostizieren, dass das Metaverse bis zum Jahr 2030 einen realen oder auch virtuellen Wert von 800 Milliarden US-Dollar und mehr haben könnte, gibt es aus unserer Sicht nicht das EINE Metaverse respektive die EINE massgebliche Aktie.

Wir denken, dass die Nutzniesser sehr vielfältig sind und von den Social-Media-Vertretern über Halbleiter- und Grafikkartenhersteller bis hin zu den VR-Brillenherstellern reichen. Sollten diese Wachstumsraten eintreffen, würde es sich beim Metaverse selbstredend um einen grossen säkularen Wachstumstrend in diesem Jahrzehnt handeln. Wie überall sollte man auch hier nicht sein ganzes Geld in einen Korb legen und sich bei der Titelauswahl gut diversifiziert auf den Weg in die virtuelle Welt machen.

Hält das Metaverse auch einem Blick durch die «grüne» VR-Brille stand?

Die Aussichten für das Metaverse aus Sicht der Anleger:innen scheinen vielversprechend. Wie sieht es jedoch aus, wenn neben der Investmentrendite auch nachhaltige Themen mit ins Feld geführt werden? Was sind die Konsequenzen für die drei grossen Themengebiete der Nachhaltigkeit (ESG), also Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Governance?

Wenn das Metaverse die Stufe der Spielewelt verlässt und auch auf operativen Ebenen in der Unternehmenswelt erfolgreich wird, könnte es beispielsweise die Emissionen aus Geschäftsreisen auf lokaler und globaler Ebene stark einschränken. Viele Angestellte könnten im Metaverse in Echtzeit miteinander arbeiten und müssten damit nicht jeden Tag zur Arbeit pendeln. Flugreisen zu Veranstaltungen wie Konzerten und Sportanlässen würden fast vollständig entfallen. Letztlich würden sich damit nicht Menschen bewegen müssen, sondern die viel «leichteren» Daten würden in Bewegung geraten und bei Sender:innen wie Empfänger:innen zur gewünschten Aktivierung der Rezeptoren und Emotionen führen. So die eine Sicht der Dinge.

Das kommende Wachstum in allen Belangen des Metaverse ist ein entscheidender Moment für seine ökologische und soziale Nachhaltigkeit. So wirft verständlicherweise der rechenintensive Handel über alle Metaverse-Applikationen hinweg ein Klimaproblem auf. Entsprechende Substitutionen wie auch immersive Erfahrungen können bei der Nachhaltigkeit einen gewissen Ausgleich bringen.

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Noch viele offene Governance-Fragen

Es sind aber nicht nur umweltbezogene Aspekte von entscheidender Bedeutung, sondern auch die sozialen Themenstellungen. Was bietet das Metaverse für Lösungen beim Zugang, bei seinen integrativen Eigenschaften und den Fragen der Gerechtigkeit und Partizipation? Was ist der Einfluss auf die Arbeitswelt in einer «scheinbaren» Zusammenarbeit? Wie steht es um Arbeitsnormen, -orte und Regulierungsstandards?

Die aktuellen Ansätze bei der Plattformentwicklung im Metaverse haben gewisse monopolistische Züge, so dass sich klar Governance-orientierte Fragestellungen und Lösungsnotwendigkeiten ergeben. Da die Daten und deren Verarbeitung im Mittelpunkt des Metaverse stehen, sollten Nutzer:innen und vor allem auch Anleger:innen den Punkten Datenschutz, Privatsphäre und Sicherheit bei Sender:innen und Empfänger:innen (Cyber-Kriminalität etc.) bei ihren Investitionsentscheidungen Beachtung schenken.

In dieser Phase eröffnet das Metaverse viele neue Dimensionen der Nachhaltigkeit sowohl bei den bedeutenden Herausforderungen für die globalen Klimaziele als auch bei den neuen Möglichkeiten, diese zu erreichen. Bedenken beim Energieverbrauch sind in den Vordergrund getreten, da rechenintensive Aktionen in die Höhe schnellen. Kryptowährungstransaktionen sind dabei nur ein Aspekt im Zusammenhang mit diesem neuen Markt.

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Nachhaltigkeit immer in Anlageentscheidungen miteinbeziehen

Gleichzeitig verspricht das Metaverse aber auch eine merkliche Verringerung der CO₂-Emissionen durch die Substitution der physischen Güter mit digitalen Gütern und Dienstleistungen. Anders gesagt: weg von realen hin zu virtuellen Interaktionen.

Anleger:innen sollten deshalb bereits im Vorfeld auf die ESG-Kriterien schauen, anstatt Nachhaltigkeit nach dem exponentiellen Wachstum des Metaverse nachrüsten zu müssen. Damit sie nicht die schöne neue Welt als Dystopie im Sinne von Aldous Huxley erleben müssen.

Portrait Bernhard Schmitt

Bernhard Schmitt

Experte für nachhaltiges Anlegen bei wiLLBe

Umfassend nachhaltig anlegen und gleichzeitig immer die Rendite im Auge zu behalten, dies ist für Bernhard Schmitt die magische Formel bei wiLLBe. Für diese Mission ist er als Fondsmanager offen, neue Technologien und datengesteuerte Prozesse einzusetzen, damit du deine Anlageziele erreichst und gleichzeitig Gutes für die Welt tust. Bernhard ist ein alter Hase im Investmentgeschäft. Nachhaltige Investitionen fördern und Finanzdienstleistungen transformieren, ist ihm sehr wichtig. Lass dich bei deinen Investments von Bernhards Ideen inspirieren.