Marktausblick: 4 Anlagethemen für 2025
Die Kapitalmärkte bieten 2025 Chancen und Risiken. Eine kluge Anlagestrategie sollte Trends wie KI und makroökonomische Entwicklungen einbeziehen. Im Fokus stehen Anleihen, Aktien, Technologie-Investments und Gold – mit klaren Renditechancen für dein Portfolio.
Inhaltsverzeichnis
Die Unsicherheit ist der Atem der Kapitalmärkte. Sie ist die Luft, die sie brauchen, um jede neue, pulsierende Nachricht aufzunehmen und in eine mögliche Entscheidungsgrundlage zu übersetzen.
Die Unsicherheit verkörpert die Grenzen unseres Wissens und die Unvorhersehbarkeit, die in der Zukunft liegt. Gleichzeitig offenbart sie für uns eine Freiheit – nämlich die Freiheit, zu interpretieren, zu wagen, zu irren. Gerade dort, wo die sichere Rendite der Kapitalanlage endet, beginnt das Nachdenken über die Chancen und Risiken sogenannter «unsicherer» respektive «risikoreicherer» Anlagealternativen.
Kapitalmärkte als Bühne menschlicher Emotionen
Die Kapitalmärkte sind ein Spiegel der menschlichen Natur. Hoffnungen und Ängste, Rationalität und Instinkt verschmelzen zu einem Geflecht aus Zahlen, Anekdoten und Erwartungen. Auch das Anlagejahr 2025 braucht den Mut, in der Unsicherheit Standpunkte zu bilden, die es erlauben, von der strategischen Allokation abzuweichen.
Eigene Einschätzungen zu bilden heisst, den Raum zwischen Wissen, Annahmen und Hypothesen zu betreten. Es motiviert dazu, die Welt durch die eigene Linse zu betrachten. Es ist keine rein rationale Übung, sondern ein laufender Dialog zwischen Intuition und Analyse.
Die Unsicherheit an den Kapitalmärkten erinnert uns daran, dass die notwendige Einsicht nicht aus der Vermeidung aller Risiken, sondern aus der bewussten Auseinandersetzung mit ihnen erwächst.
WENN du in die folgenden vier Anlagethemen investieren willst, dann sind dies unserer Meinung nach die entscheidenden Faktoren für das kommende Jahr 2025:
- Wenn du in Anleihen investieren willst, dann kaufe nur Bonds guter Qualität.
- Wenn du in Aktien anlegen willst, dann starte das Jahr mit einer Untergewichtung.
- Wenn du an Technologie- und Innovationsthemen interessiert bist, dann behalte den Megatrend KI im Auge.
- Wenn du dem Gold treu bleiben willst, dann setze nicht alles auf diese Karte.
1. Wenn du in Anleihen investieren willst, dann kaufe Bonds guter Qualität.
Das Wirtschaftswachstum wird in den kommenden Jahren unter dem historischen Durchschnitt liegen. Der Inflationsschock ist mehrheitlich überwunden, ohne dass es zu einer globalen Rezession gekommen ist. Nun drohen Handelskriege die Weltwirtschaft zu belasten.
Die Weltwirtschaft kehrt nach den Turbulenzen der Pandemie wieder auf einen stabilen Wachstumspfad zurück. Laut der jüngsten Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird das globale BIP in den kommenden Jahren um ca. 3.2 % pro Jahr wachsen. Dies entspricht ziemlich genau dem Durchschnitt der letzten Jahrzehnte.
Der Kampf gegen die Inflation ist mehrheitlich gewonnen. Laut IWF wird die Inflationsrate in den Industrieländern im kommenden Jahr 2 % erreichen, und auch in den Schwellenländern wird sie auf ein Niveau zurückgehen, das mit denjenigen von vor der Pandemie vergleichbar ist. Die Zentralbanken haben daher Spielraum, die Geldpolitik zu lockern und damit zu normalisieren. Auch im kommenden Jahr werden die Leitzinsen in den meisten Ländern weiter sinken.
Diese Rückkehr des Protektionismus kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Wachstumsaussichten für die Industrieländer sind unterdurchschnittlich. Globale Probleme wie die Klimakrise können nur mit mehr, nicht mit weniger Zusammenarbeit gelöst werden. Zudem sind ein Zerfall der internationalen Ordnung und eine zunehmende Blockbildung zu erkennen.
Die Renditen von USD-Anleihen sind bereits vor den US-Wahlen kräftig gestiegen. Eine Leitzinssenkung des Fed um nur 50 Basispunkte im Jahr 2025 erscheint zu wenig ambitioniert. Schwächere Makrodaten bieten ein attraktives Kurspotenzial, wobei wir mittlere Laufzeiten bevorzugen.
Trotz der hohen politischen Unsicherheit, die uns auch im neuen Jahr begleiten sollte, sehen wir ein attraktives Performance-Potenzial bei mittleren Laufzeiten, wobei das solide Renditeniveau einen Puffer bei Kursrückgängen bietet. Zudem raten wir gegenwärtig von einem Engagement in der Anlageklasse Hochzinsanleihen ab und empfehlen, die Qualität der Obligationenemittenten nie aus dem Blick zu verlieren.
2. Wenn du in Aktien anlegen willst, dann starte das Jahr mit einer Untergewichtung.
Für Aktieninvestor: innen war 2024 bisher ein hervorragendes Jahr – vor allem, wenn man auch noch in den USA investiert war. Der globale Aktienindex legte seit Jahresanfang über 20 % zu. Was können wir nun für 2025 erwarten?
Der Performance-Unterschied zwischen den USA und den anderen Regionen weltweit hat sich in den letzten Monaten noch einmal deutlich ausgeweitet. Er besteht primär darin, dass in den USA sämtliche hochkapitalisierten Technologie- und Plattformunternehmen beheimatet sind. Diese erzielten zusammen eine Performance von rund 60 %.
Während die pazifischen Märkte und die Schwellenländer je rund 15 % zulegten, verloren die europäischen Märkte und die Schweiz mit plus 8 % spürbar den Anschluss.
Der künftige US-Präsident Donald Trump kann ab 2025 mit einer republikanischen Mehrheit in beiden Parlamentskammern zumindest für die nächsten zwei Jahre praktisch durchregieren. Die drei Schwerpunkte aus dem Wahlprogramm werden wohl rasch in Angriff genommen, dabei handelt es sich um die Themen Migration, Handelszölle und Steuern.
Die beiden Letzteren haben direkten Einfluss auf die Wirtschaft und das Börsengeschehen.
Schon im Vorfeld der Wahlen war die Performance der US-Aktien hervorragend – sie nimmt die positiven Effekte der möglichen Steuersenkung für Unternehmen von 21 % auf 15 % auf Bundesebene bereits weitgehend vorweg. Die für 2026 geschätzten Unternehmensgewinne könnten dadurch um etwa 6 % höher ausfallen.
Aber auch mit diesem «etwas Mehr» an Unternehmensgewinnen in den USA ist die Bewertung weit über dem mehrjährigen Durchschnitt und damit sehr teuer.
Wenn auch die negativen Aspekte der US-Regierungsagenda noch nicht genau abschätzbar sind, so können die Konsequenzen für die Weltwirtschaft massiv sein – vor allem dann, wenn die handelsbeschränkten Länder mit Gegenreaktionen beginnen werden.
Schon einmal, vor fast hundert Jahren, begannen die USA einen Handelskrieg (Smoot-Hawley Tariff Act 1930) mit der Erhebung von Zöllen bis 60 %. Der globale Handel geriet in eine Abwärtsspirale, was wesentlich zur «Grossen Depression» der 30er-Jahre beitrug.
2025 wird kaum eine Wiederholung der guten Performance von 2024 zulassen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit Trumps Ideen umgesetzt werden und wie rasch er damit auf Widerstand stösst, der auch die US-Unternehmen selbst treffen wird. Wir starten das kommende Anlagejahr mit einer Untergewichtung von Aktienanlagen.
3. Wenn du an Technologie- und Innovationsthemen interessiert bist, dann behalte den Megatrend KI im Auge.
Gemessen an der Entwicklung der Aktienkurse war «Künstliche Intelligenz» (KI) das beliebteste säkulare Thema der letzten 18 Monate. In jüngster Zeit ist das Anlagethema verstärkt in den Brennpunkt gerückt. Der fast meteoritenhafte Anstieg des Aktienkurses von NVIDIA hat die Nachfrage nach weiteren potenziellen Nutzniessern im Bereich der KI geweckt.
Wir haben daher das Anlagethema in vier grosse aufeinanderfolgende Phasen eingeteilt. Jede Phase steht für eine Kategorie von Aktien bzw. Unternehmen, die von dem Megatrend profitieren.
«Phase 1» begann Anfang 2023 mit dem Erscheinen von ChatGPT-4. Sie konzentrierte sich in erster Linie auf NVIDIA als klaren und (im Bereich des Chip-Designs) nahezu konkurrenzlosen Profiteur des KI-Megatrends auf den Aktienmärkten.
«Phase 2» (Infrastruktur) konzentriert sich auf Aktien, die neben NVIDIA an der für die Entwicklung von KI erforderlichen Infrastruktur beteiligt sind. Dazu gehören nach unserem Phasenmodell Halbleiterunternehmen, Cloud-Anbieter, REITs für Rechenzentren, Hardware- und Ausrüstungsunternehmen, Sicherheitssoftware- und Versorgungsunternehmen.
«Phase 3» (Umsatzsteigerung) konzentriert sich auf «KI-fähige» Unternehmen mit Geschäftsmodellen, die KI in ihr Produktangebot integrieren können, um die Konzernerlöse zu steigern.
«Phase 4» (Produktivitätsgewinne) wird sich auf alle Unternehmen konzentrieren, die KI-Technologie zur Produktivitätssteigerung einsetzen. Dabei werden die grössten potenziellen Effizienzgewinne in arbeitsintensiven Branchen mit Arbeitsplätzen erzielt, die stärker von KI-Automatisierung betroffen sind. Hier erwarten wir den grössten potenziellen Gewinnanstieg über die Arbeitsproduktivität durch die weit verbreitete Einführung von KI bei Software- und bei gewerblichen Dienstleistungsunternehmen.
Die Skepsis der Anleger hinsichtlich der Vertriebsförderung und der Produktivitätsgewinne durch KI scheint aktuell noch sehr ausgeprägt zu sein, was die Performance von Aktien in Phase 3 und Phase 4 teilweise erklärt.
Derzeit befinden wir uns wohl noch in Phase 2. Die Umsatzprognosen der Phase-3-Firmenbosse sind derzeit recht zurückhaltend. Sobald hier ein positiver Ton angestimmt wird, könnte der Übergang zur Phase 3 starten. Wir raten deshalb dazu, die nächste Generation der KI-Plays schon heute ins Portfolio zu legen.
Spricht dich das Thema oder besser gesagt der Megatrend Innovation besonders an, dann könnte das LLB Global Innovation Portfolio für dich die passende und überzeugende Lösung sein.
Das neue Vermögensverwaltungsmandat LLB Comfort Global Innovation beruht auf der erfolgreichen Expertise der LLB und konzentriert sich auf Qualitätsunternehmen aus strukturell wachsenden Endmärkten mit hoher Innovationskraft.
4. Wenn du dem Gold treu bleiben willst, dann setze nicht alles auf diese Karte.
2024 kann für Gold als ein perfektes Jahr beschrieben werden. Neben den erwarteten Zinssenkungen der US-Notenbank verschärfte sich die geopolitische Situation sowohl in der Ukraine wie auch im Nahen Osten markant. Mit der Entscheidung des Westens, russische Assets de facto zu konfiszieren, ist die scheidende Biden-Administration zumindest teilweise für den jüngsten Goldpreisanstieg verantwortlich.
Seitens der professionellen Marktteilnehmer (Goldproduzenten/Hedger und Finanzanleger/Spekulanten) deutet die aktuelle Situation jedoch auf eine anhaltende Konsolidierung hin. Die Anleger sind deutlich und einheitlich auf einen weiterhin steigenden Goldpreis ausgerichtet.
Das ist ein negatives Zeichen für die kommenden Wochen. Gleiches gilt für die Goldpreisentwicklung nach den US-Wahlen. Man kann es drehen und wenden, wie man will, aber im Vergleich zu anderen risikoreichen Anlageklassen wie «US-Aktien» hat Gold in den jeweiligen US-Wahlperioden seit dem Ende von Bretton Woods im Mittel die Nase leider nicht vorn.
Ein weiterer Punkt, der zu einer – zumindest zeitweisen – Vorsicht rät, ist eine Gegenüberstellung zu den Realzinsen in den USA. In der Phase von Januar 2011 bis März 2022 verzeichneten die beiden Kurven – Goldpreis und inverser US-Realzins – einen hohen Gleichlauf. Seither ist eine merkliche Divergenz festzustellen.
Die Logik zu diesem Gleichklang ist absolut nachvollziehbar. Gold als Vermögenswert, der keine Zinsen oder Ausschüttungen zahlt, verliert an Attraktivität, wenn die realen Zinsen steigen. Der Zins ist somit das Opportunitätskostenäquivalent für das Halten des gelben Edelmetalls.
Das Auseinanderdriften der beiden Zeitreihen geht mit starken Goldkäufen der internationalen Notenbanken einher. Zudem hat sich Russlands Status als grosser Goldprozent und durch das Einfrieren seiner Zentralbankvermögen ab März 2022 geändert.
Lediglich die Kleinanleger könnten – gemessen an den ETF-Goldbeständen – für einen positiven Impuls sorgen. Sie haben in der Rallye der letzten Monate nicht gekauft und sind dermassen unterinvestiert, dass das eine günstige Auswirkung auf die Goldnachfrage haben könnte, wenn sie nun kaufen würden.
Gold kann sicherlich ein guter und wichtiger Portfoliobaustein sein. Die hohe Volatilität wie auch die historischen Kursrückschläge sollten dabei nicht vergessen werden. Wir raten daher zur Vorsicht und empfehlen derzeit maximal eine neutrale Gewichtung in einem gut diversifizierten Portfolio.