Festgeldanlage 2024: Strategien für maximale Renditen

Verstehe die volkswirtschaftlichen Zusammenhänge, um deine Zinserwartungen zu bilden. Beispielsweise machen steigende Zinsen Tagesgelder attraktiver, sinkende Zinsen sprechen für Festgelder. Wir erklären die Faktoren, die deine Entscheidung beeinflussen.

Festgeld Advanced - Zinsmechanismus

Inhaltsverzeichnis

Das richtige Verständnis volkswirtschaftlicher Zusammenhänge ist wichtig für die Bildung eigener Zinserwartungen. Diese entscheiden darüber, welcher Anteil deines Vermögens in Festgeld und welcher in Tagesgeld angelegt werden soll.

wiLLBe hat Anfang Juli 2024 das Festgeldkonto lanciert. Über die Vorteile von Festgeldanlagen haben wir in einem Blog Ende Juni 2024 geschrieben. Im neuen Blog befassen wir uns mehr mit der Wirkungsweise der Zinsen, sozusagen der Mechanik der Zinsen an den Kapitalmärkten. Wir vermitteln dir mit diesem Blog vertieftes Zusatzwissen, damit du verstehst, welche Faktoren die Zinsen beeinflussen, und du so das richtige Produkt inklusive Laufzeiten und Währungen auswählen kannst. Unsere Argumente stützen wir auf volkswirtschaftlichen Konzepten ab. 

Kurz gesagt: Wir zeigen dir, welche Überlegungen Festgeldanleger:innen anstellen müssen, um sich zu positionieren. Konkret sprechen wir einerseits über die volkswirtschaftlichen Treiber, andererseits über die Konsequenzen für Festgeldanleger:innen.

Festgeld oder Tagesgeld? Deine Zinserwartungen bestimmen die Produktwahl

Deine Erwartungen zur Zinsentwicklung entscheiden, ob du mehr Kapital in Festgeld oder in Tagesgeld investieren solltest. Bei steigenden Zinsen lohnt es sich, dein Geld im Tagesgeld zu parken, um später von höheren Zinsen zu profitieren, die du dir dann mit dem Festgeld sichern kannst. Erwartest du aber sinkende Zinsen, solltest du dein Kapital eher in Festgeld anlegen, um die aktuellen Zinsen über eine längere Zeit zu sichern. Deine Zinserwartungen hängen von verschiedenen volkswirtschaftlichen Faktoren ab, z. B. den Annahmen bezüglich Konsumausgaben, Sparquoten und Konsumentenvertrauen. 

«Das allgemeine Zinsniveau folgt dem volkswirtschaftlichen Momentum. Deine Zinserwartungen entscheidet über die optimale Wahl des Festgeldproduktes.»

Die schwache Konsumerholung nach der Pandemie hilft dem Zinsniveau nicht

Die realen Konsumausgaben der privaten Haushalte in der Eurozone sind zu schwach, um die Inflation und damit die Zinsen erhöhen zu können. Sie liegen in der Eurozone knapp über dem Vor-Pandemie-Niveau, aber deutlich hinter den USA, Kanada und Australien. Der Grund dafür sind die geringeren Wachstumsraten des verfügbaren Einkommens und die höheren Sparquoten in Europa. Dies führt zu tendenziell tieferen Zinsen im EUR-Währungsraum. Um von höheren Zinsen bei Tages- und Festgeldkonten profitieren zu können, müsste der reale Konsum deutlich höher sein.

Chart: Schwache Entwicklung bei den realen Konsumausgaben in Europa

Chart: Schwache Entwicklung bei den realen Konsumausgaben in Europa
Quelle: Bloomberg, LLB (eigene Darstellung)

Auch die höheren Sparquoten der Europäer bremsen die Zinsentwicklung

Das Nettovermögen der Haushalte in Prozent des verfügbaren Einkommens ist weiterhin niedriger als vor der Pandemie. Dieser Vermögenseffekt und die höheren Ersparnisse deuten auf eine vorsichtige Haltung der Konsument:innen und eine anhaltend geringe Ausgabenbereitschaft hin. Das bremst die Ausgabefreudigkeit und die Zinsentwicklung. 

Chart: Sparquote ist seit Beginn der Covid-Pandemie erhöht

Chart: Sparquote ist seit Beginn der Covid-Pandemie erhoeht
Quelle: Bloomberg, LLB (eigene Darstellung)

Zinsfördernder Arbeitsmarkt und Einkaufsmanagerindex

Auch das Momentum auf dem Arbeitsmarkt beeinflusst die Zinserwartungen. Die aktuelle Arbeitsmarktsituation unterstützt die Zinserwartungen, weil die Arbeitslosenrate in der Eurozone derzeit auf dem niedrigsten Stand seit Einführung der gemeinsamen Währung ist. Die Nachfrage nach Arbeitskräften erhöht den Lohn und heizt damit die Inflation resp. die Zinsen an. 

An der Börse stösst der PMI auf grosse Beachtung als Zukunftsindikator. Der PMI steht für Purchasing Manager Index (Einkaufsmanagerindex) und zeigt das Momentum einer Volkswirtschaft auf. Die europäischen PMIs erholen sich zunehmend und übertrafen im Juli 2024 die 50-Punkte-Marke, was auf eine Expansion hinweist. Das BIP-Wachstum in der Eurozone im ersten Quartal 2024 war gut. Wir erwarten für 2024 und 2025 eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstums in der Eurozone. Das müsste sich in langsam steigenden Zinsen niederschlagen.

Chart: Europäischer PMI über der Schwelle von 50 lässt hoffen

Chart: Europaeischer PMI ueber der Schwelle von 50 laesst hoffen
Quelle: Bloomberg, LLB (eigene Darstellung)

Für Kunden in Deutschland und Österreich lohnen sich auch CHF-Festgeldanlagen

Als Festgeldanleger:in hast du mehrere Optionen: Einerseits kannst du die Laufzeiten wählen, andererseits die Währung. Für Kunden aus den deutschsprachigen Nachbarländern kann es sich lohnen, einen Teil des Vermögens in unterschiedliche Währungen zu investieren. 

Insbesondere darf man sich nicht von den tieferen CHF-Zinsen abschrecken lassen. In vier der letzten fünf Jahre hat es sich für EUR-Kunden gelohnt, in festverzinsliche Anlagen mit CHF-Zinsen zu investieren, obwohl sie erheblich tiefer sind. Der Grund für die höhere Rendite von CHF-Anlagen sind die Währungsgewinne des Schweizer Frankens.
Beispiel: Hätte ein Kunde am 31. Dezember 2022 EUR 100 in CHF gewandelt, zum tieferen CHF-Zinssatz angelegt und das Geld am 31. Dezember 2023 in EUR zurückgewandelt, hätte er eine Rendite von 8.1 % erzielt. Der Währungsgewinn des Schweizer Frankens allein macht 6.6 % aus. Die Gesamtrendite von 8.1 % vergleicht sich mit 3.3 % bei der EUR-Verzinsung. In den letzten fünf Jahren war lediglich ein Jahr dabei, in dem die Währungsrendite den tieferen CHF-Zinssatz nicht wettmachen konnte. 

Währungsgewinne können sich lohnen

Waehrungsgewinne koennen sich lohnen
Quelle: wiLLBe, LLB (eigene Darstellung)

Natürlich muss jeder für sich beurteilen, ob er ein Währungsrisiko eingehen kann und will. In diesem Beispiel investieren wir in den Schweizer Franken, eine traditionelle Safe-Haven-Währung. Die Währungsrendite muss sich nicht jedes Jahr auszahlen. Der Schweizer Franken wertet sich insbesondere seit 2008 auf. 

Wähle einen Festgeldanbieter mit einer geringeren Marge

Alle Festgeldanbieter bepreisen ihre Produkte anhand der für alle Banken gültigen Swap-Sätze der jeweiligen Währung und für die relevante Laufzeit. Die Swap-Sätze sind Zinsen im Kapitalmarkt. Ins Pricing des Festgelds fliessen natürlich auch andere Überlegungen hinein, wie zum Beispiel die Marge. Für Festgeldanleger ist es wichtig, einen Anbieter zu wählen, der die Zinsen am Markt scharf kalkuliert und relativ geringe Margen einbaut.

Eine träge Reaktion auf Zinsanpassungen von Zentralbanken ist ein Indiz für hohe Margen von Finanzinstituten. Banken mit höheren eingepreisten Margen können mit einer Zinsanpassung nach unten zeitlich verzögert reagieren, weil sich ihre hohe Marge nur leicht reduziert. Banken, die tiefere Margen in Festgeldanlagen einbauen, müssen Zinssenkungen der Zentralbanken schneller umsetzen, weil sie geringere Margen verdienen. Dieser Umstand wird gerne vergessen.

Fazit: Mit den folgenden Empfehlungen optimierst du deine Rendite

Als Anleger solltest du grundsätzlich Interesse für volkswirtschaftliche Zusammenhänge haben, das gilt auch als Festgeldanleger:innen oder Tagesgeldsparer:innen. 

Der Entscheid wie viel du in ein Festgeld oder Tagesgeld anlegst, hängt letztlich von deinen Zinserwartungen ab. Und diese hängen u. a. von folgenden Faktoren ab:

  • Reale Konsumausgaben der privaten Haushalte
  • Sparquoten und Ausgabebereitschaft der privaten Haushalte sowie 
  • Arbeitsmarktmomentum

Insgesamt solltest du dir überlegen, ob du einen gewissen Anteil deines Vermögens in festverzinslichen Anlagen anderer Währungen platzieren kannst und willst. In vier der letzten fünf Jahre hätten sich CHF-Festgelder wegen der Währungsgewinne trotz der geringeren Zinsen gelohnt.

Wichtig ist auch, einen Festgeldanbieter auszuwählen, der das Produkt nur mit geringen Margen bepreist. Wie weisst du, welche Anbieter geringe Margen einpreisen? Passt der Festgeldanbieter die Margen nur zögerlich nach Zinssenkungen ein, bepreist er das Produkt mit hohen Margen.

Mehr zum Thema Festgeld kannst du in unserem Blog «Festgeld – Sparen mit garantierten Zinsen» nachlesen.

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Portrait Javier Lodeiro

Javier Lodeiro

Experte für Impact Investing bei wiLLBe

Egal, ob es um erneuerbare Energien, nachhaltige Anlagen oder Biodiversität geht, Javier Lodeiro behält den Durchblick. Als LLB-Fondsmanager und langjähriger Finanzanalyst verfolgt und analysiert er bei der LLB die Nachhaltigkeitstrends. Javier begleitet dich auf deinem Weg als Investor:in mit Impact gerne mit Hintergründen und praktischen Tipps, damit wir nachfolgenden Generationen gemeinsam eine möglichst intakte Welt übergeben können.