Bitcoin und Co.: Ja, aber …

Kryptowährungen wie Bitcoin sind als Anlageform etabliert, scheitern jedoch im Einzelhandel an Volatilität, geringer Akzeptanz und Nachhaltigkeitsproblemen. Bei wiLLBe investieren wir nicht in sie, beleuchten aber ihre Entwicklung, ihr Potenzial und ihre Herausforderungen.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung der Kryptowährungen

In den letzten zehn Jahren haben sich Kryptowährungen als Anlageform etabliert. Ihr Ursprung geht ins Jahr 2008 zurück, als Satoshi Nakamoto die Blockchain-Technologie als Grundlage von Bitcoin vorstellte. In der Finanzkrise 2007/08 wurden Alternativen zur bestehenden Finanzinfrastruktur gesucht und im Gebot der Dezentralität gefunden: Kryptowährungen sollen keiner Regierung und keiner Zentralbank unterstehen, sondern ein dezentrales Buchungssystem auf Basis einer Blockchain nutzen. Insbesondere jüngere Anleger:innen setzen heute auf die dezentral gesteuerten Kryptowährungen, die eben nicht von einer Zentralbank kontrolliert werden. Diese Freiheit ist den Kryptoanleger:innen viel wert. 

Hoch bewertete Kryptowährungen 

Es gibt Hunderte von Kryptowährungen, sie alle werden digital kreiert und gehandelt. Der Marktwert ist in letzter Zeit in schwindelerregende Höhen gestiegen. Die mit Abstand wichtigste Kryptowährung Bitcoin hat seit 2017 stark an Wert zugelegt. Der Marktwert von Bitcoin entspricht jenem von grosskapitalisierten Unternehmen wie Amazon oder Alphabet und ist etwa halb so hoch bewertet wie Nvidia oder Apple. 

Chart: Marktwert Bitcoin im Vergleich
Quelle: Bloomberg

Kryptowährung erfüllt drei grundlegende Geldfunktionen nicht

Damit eine Währung eine breite Akzeptanz erlangt, muss sie folgende drei Funktionen erfüllen: 

  • Sie muss gegen anderes Geld oder Güter austauschbar sein
  • Sie muss als Zähl- und Recheneinheit breit akzeptiert sein
  • Der Wert der Währung soll stabil sein 

Die Anzahl der Krypto-Transaktionen im Einzelhandel hat sich seit 2017 verfünffacht. Das reicht aber noch nicht aus. Eine Währung muss viele Transaktionen auch für geringe Beträge zu günstigen Konditionen abwickeln können. So weit sind Kryptowährungen heute noch nicht, allen voran Bitcoin. 

Auch die hohe Volatilität der Kryptowährungen hemmt die Etablierung als Tauschmittel im Einzelhandel. Die Volatilität der drei bedeutendsten Kryptowährungen zum USD ist mit über 40 % deutlich höher als jene des Euros, des Schweizer Frankens oder der Norwegischen Krone. 

Chart: Enorme Kursvolatilität von Kryptowährungen
Quelle: Bloomberg

 

Hingegen fällt die geringe Volatilität der Kryptowährungen Tether und USD-Coin relativ zum USD auf. Bei diesen Währungen handelt es sich um Stablecoins. Der Wert einer Stablecoin wird an den USD (oder am Gold) gekoppelt, womit deren Wert stabiler ist. Trotz der geringeren Volatilität konnten sich Stablecoins aber nicht behaupten, obwohl es sie schon länger gibt. 

Kryptowährungen im Einzelhandel zu wenig eingesetzt

Wenn sich eine neue Währung durchsetzen will, muss sie sich im Einzelhandel bewähren, sonst ist deren Wert sehr bescheiden. Die deutsche Bevölkerung beispielsweise setzt gemäss Erhebungen keine der bekannten Kryptowährungen als Zahlungsmittel ein. Ob Kryptowährungen jemals im grossen Stil eingesetzt werden, ist daher zumindest fraglich.

Chart: Bekannteste digitale Bezahldienste in Deutschland
Quelle: Statista

Kryptowährungen als Anlagevehikel sind dennoch erfolgreich

Bitcoin hat sich dennoch als Anlageform etabliert. Investor:innen sehen in den Kryptowährungen einen Wert, der heute von den Konsument:innen (noch) nicht gesehen wird. Die starke Performance von Bitcoin führen wir auf den enormen Mittelzufluss in die Fonds und in Derivate zurück, von denen es genügend gibt, in die Anleger:innen bei Interesse investieren können. Wir würden bei einer allfälligen Investition derartige Instrumente bevorzugen, weil Krypto-Börsen in der Vergangenheit immer wieder gehackt wurden. In der nächsten Grafik sind die extrem hohen Zuflüsse vom Frühjahr und Herbst 2024 ersichtlich, die den Bitcoin-USD-Kurs stark erhöhten.

Chart: Bitcoin-USD-Kurs stark von Zuflüssen beeinflusst
Quelle: Bloomberg

Lediglich Digitalwährungen von Zentralbanken sind interessant

Einige Zentralbanken beabsichtigen, eigene Kryptowährungen zu lancieren – vielfach in Form einer Stablecoin: 

  • Europäische Union (Projekt seit 2020)
  • USA (2020)
  • Grossbritannien (2021)
  • Schweiz (2019)
  • Japan (2020)
  • Kanada (2016)
  • Schweden (2017)
  • Bahamas (2020)
  • Südkorea (2021)
  • China (2014)

Den von offiziellen Zentralbanken organisierten Digitalwährungen trauen wir mehr Potenzial zu als den derzeit vorherrschenden Kryptowährungen. Eine notwendige Voraussetzung ist aber, dass ihre Transaktionskosten selbst für kleine Beträge akzeptabel sind.

Kryptowährungen sind aus nachhaltiger Sicht besorgniserregend

Neben der Akzeptanz im Einzelhandel ist auch die Nachhaltigkeit von Kryptowährungen problematisch. Bitcoin-Transaktionen haben bezüglich CO2-Emissionen, Strombedarf, generierten Elektroschrott sowie Frischwasserkonsum deutliche Nachteile. 

  Bitcoin-
Transaktion
Äquivalent
CO 2 -Fussabruck 518 kg CO2 Entspricht 1.15 Mio.
Transaktionen mit Visa
Strombedarf 929 kWh Entspricht dem Strombedarf eines
US-Haushalts während 31 Tagen
Elektroschrott in g 204 g Entspricht 1.24 iPhone 12
oder 0.42 iPads
Frischwasserkonsum 14'650 l Entspricht der Menge Wasser
in einem typischen Pool
Quelle: Digiconomist

Nachteilig für die Nachhaltigkeit ist auch die Tatsache, dass Bitcoin-Transaktionen mehrheitlich im kriminellen Milieu stattfinden. Fakt ist, dass rund 98 % der Ransomware-Attacken Bitcoins einfordern oder dass die Zahlungen im Darknet ausschliesslich über Kryptowährung erfolgen. In diesem Zusammenhang ist auch die hohe Hacking-Anfälligkeit der Krypto-Börsen zu erwähnen. Insgesamt erscheint uns deshalb die Bitcoin-Infrastruktur als nicht nachhaltig.

Keine Kryptowährungen in den wiLLBe-Portfolios

Wir kaufen keine Kryptowährungen für unsere wiLLBe-Kunden. Wir sehen zwar, dass sich die Kryptowährungen als Anlageform gut etabliert haben – der hohe Nettozufluss in die Krypto-Produkte erklärt die starke Performance von Kryptowährungen. Wir stellen uns aber die Frage, was man mit diesem Vermögen anstellen kann. Im Einzelhandel kann nur wenig mit Kryptowährungen bezahlt werden. Auch hinsichtlich Nachhaltigkeit sehen wir grosse Herausforderungen. Deshalb investieren wir für unsere wiLLBe-Kunden bis auf Weiteres nicht in Kryptowährungen. 

Disclaimer: Der Bloginhalt ist nicht als Empfehlung für einen Anlageentscheid zu verstehen und ersetzt keine umfassende Beratung. 

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Portrait Javier Lodeiro

Javier Lodeiro

Experte für Impact Investing bei wiLLBe

Egal, ob es um erneuerbare Energien, nachhaltige Anlagen oder Biodiversität geht, Javier Lodeiro behält den Durchblick. Als LLB-Fondsmanager und langjähriger Finanzanalyst verfolgt und analysiert er bei der LLB die Nachhaltigkeitstrends. Javier begleitet dich auf deinem Weg als Investor:in mit Impact gerne mit Hintergründen und praktischen Tipps, damit wir nachfolgenden Generationen gemeinsam eine möglichst intakte Welt übergeben können.