KI in Pharma und Banking: Schnellere Wirkstoffe, effizientere Finanzservices

KI-Investitionen sind die Treiber der Transformation in Pharma und Banken. 2024 flossen rund 150,8 Milliarden US-Dollar in künstliche Intelligenz. In der Pharma beschleunigt sie die Wirkstoffentwicklung und senkt Kosten, im Bankensektor steigert sie Effizienz, Sicherheit und Personalisierung.

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Inhaltsverzeichnis

2024 erreichten private Investitionen im Bereich KI weltweit rund 150,8 Milliarden US-Dollar – dreimal so viel wie 2019. Seit 2022 gilt KI als zentraler Treiber der Aktienmärkte. In unserem Blog zeigen wir, wie KI zwei Branchen verändert und wo aus Sicht des Finanzanalysten Potenzial besteht.

Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, die Pharmaindustrie zu transformieren

Die Entwicklung eines Medikaments kostet über 3 Milliarden US-Dollar und dauert in der Regel mehr als 10 Jahre. Nur fünf von 10’000 Wirkstoffen schaffen es bis zur Zulassung.

Mit KI lassen sich Wirkstoffe gezielter erforschen und klinische Studien durch Simulationen beschleunigen. Das senkt die Entwicklungskosten und verkürzt die Markteinführungszeit. Darin liegt die grosse Hoffnung der Pharmaindustrie.

Entwicklung neuer Wirkstoffe: hohe Investitionen, lange Zyklen

Die Kosten steigen seit 50 Jahren jedes Jahr um 3,2 % über der globalen Inflation.

Stark steigende Entwicklungskosten von neuen Wirkstoffen

Grafik: Stark steigende Entwicklungskosten von neuen Wirkstoffen
Quelle: Statista, LLB (eigene Darstellung)

Die Entwicklung neuer Wirkstoffe dauert meist länger als 10 Jahre. Präklinische und klinische Phasen 1-3 beanspruchen rund 9 Jahre und verursachen knapp 60 % der gesamten Entwicklungskosten.

Früh erkannte Fehler sparen Zeit und Kosten

Grafik: Früh erkannte Fehler sparen Zeit und Kosten
Quelle: Statista, LLB (eigene Darstellung)

Die Entwicklung von Wirkstoffen ist fehleranfällig, teuer und langwierig. Pharmafirmen profitieren, wenn sie Fehler bereits in der präklinischen und klinischen Phase erkennen. Die Pharmaunternehmen Merck KGaA und Sanofi zeigen je zwei spannende KI-Anwendungsbeispiele.

Beide Unternehmen nutzen künstliche Intelligenz, um Investitionen zu optimieren und die Entwicklungszeit zu verkürzen – mit dem Ziel, die Gewinnmargen deutlich zu steigern.

Merck KGaA beschleunigt die Wirkstoffforschung

Früh erkannte Fehler helfen, die hohen Kosten der klinischen Studien deutlich zu senken. Spätestens seit dem Jahr 2020 investiert Merck KGaA in künstliche Intelligenz. Mit der firmeneigenen Plattform Aiddison entwickelt das Unternehmen Wirkstoffe in der präklinischen Phase und nutzt dabei die Ergebnisse von 20 Jahren eigener Forschungsarbeit.

Merck KGaA nutzt KI auch in der klinischen Phase: 70 % der neuen Wirkstoffe sind schwer löslich. Mithilfe von KI versucht Merck KGaA, die Arzneimittelformulierung zu beschleunigen, indem sie die Löslichkeit dieser Wirkstoffe verbessert.

"Mithilfe von KI versucht Merck KGaA, die Arzneimittelformulierung zu beschleunigen."

Sanofi: KI beschleunigt Forschung und personalisierte Therapien

Sanofi setzt seit 2021 auf KI-Anwendungen, und zwar in der präklinischen und klinischen Phase. Das Ziel ist es, die Biologie besser zu verstehen, die Forschung zu beschleunigen und die optimale Molekülbehandlung für Patientinnen und Patienten zu entwickeln. In der klinischen Phase setzt Sanofi auf künstliche Intelligenz, um individuelle Behandlungen für Patientinnen und Patienten zu entwickeln.

Bankensektor investiert stark in KI

Der Bankensektor hat in den letzten 5 Jahren stark profitiert, insbesondere von den höheren Zinsen. Trotzdem bemühen sich die Banken weiterhin, ihre Effizienz zu steigern. 2023 zeigt die Branchenanalyse der KI-Budgets in Europa: Banken investieren besonders stark.

KI-Investitionen europäischer Branchen 2023

Grafik: KI-Investitionen europäischer Branchen 2023
Quelle: Statista, LLB (eigene Darstellung)

Breit gefächerte Anwendungsbeispiele von KI im Bankensektor

Die Use-Cases von KI sind breit gefächert:

  • Früherkennung von Betrugsfällen im Karten- und Kreditgeschäft sowie im Trade Finance
  • Ertragschancen für handelsorientierte Banken: KI erkennt und analysiert Handelspatterns schneller und zuverlässiger als Menschen.
  • Wesentliche Fortschritte im personalisierten Marketing
  • Einsparungen in der Kundenbetreuung durch Chatbots
  • Reduktion von Kosten sowie "Time of Job Delivery" bei repetitiven Arbeitsprozessen
  • Reportings können schneller und kostengünstiger erstellt werden.

ING ist eine niederländische Bank, die früh und stark auf die KI gesetzt hat. Diese Innovation dürfte die Kosten im breit diversifizierten Länderportfolio reduzieren. Auch in der Produktvereinheitlichung des Länderportfolios setzt ING künstliche Intelligenz ein, was insgesamt das Angebot von Anlagelösungen erhöht.

Mögliche Betrugsfälle können schneller und mit weniger Kostenfolgen entdeckt werden. Ein nachhaltiger Effekt wird sich erst mittel- bis langfristig zeigen.

Fazit

Künstliche Intelligenz entwickelt sich zum strategischen Schlüsselfaktor in forschungs- und datenintensiven Branchen.

Während Pharmaunternehmen wie Merck KGaA und Sanofi auf KI setzen, um Entwicklungszeiten zu verkürzen und Kosten zu senken, nutzen Banken die Technologie zur Effizienzsteigerung und Risikominimierung. Trotz vielversprechender Fortschritte braucht es Zeit, bis sich der volle Nutzen dieser Investitionen zeigt – doch der Wandel ist längst im Gang.

Die Unternehmen erhoffen sich höhere Gewinnmargen, einige sogar neue Umsätze. Bis es so weit ist, werden Jahre vergehen. Höhere Gewinnmargen könnten Unternehmen zu mehr Preiswettbewerb verleiten. Künstliche Intelligenz bleibt somit eine äusserst spannende Entwicklung.

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Portrait Javier Lodeiro

Javier Lodeiro

Experte für Impact Investing bei willbe

Egal, ob es um erneuerbare Energien, nachhaltige Anlagen oder Biodiversität geht, Javier Lodeiro behält den Durchblick. Als LLB-Fondsmanager und langjähriger Finanzanalyst verfolgt und analysiert er bei der LLB die Nachhaltigkeitstrends. Javier begleitet dich auf deinem Weg als Investor:in mit Impact gerne mit Hintergründen und praktischen Tipps, damit wir nachfolgenden Generationen gemeinsam eine möglichst intakte Welt übergeben können.