Konjunktur und Zinsausblick 2025: Was Anleger jetzt wissen müssen
Die Weltwirtschaft verliert an Schwung – aber nicht überall gleich stark. Für Anlegerinnen und Anleger bedeutet das: Die Zinsen bleiben in Bewegung, regionale Unterschiede eröffnen Chancen und Risiken.

USA: Wachstum kühlt sich moderat ab, Zinsen bald tiefer
Die US-Wirtschaft wächst weiter, wenn auch langsamer: Im ersten Halbjahr lag das Plus bei 0.7 %, getragen von einer stabilen Inlandsnachfrage. Der Arbeitsmarkt zeigt erste Schwächen, bleibt aber robust genug, um eine Rezession unwahrscheinlich zu machen. Hochfrequenzdaten belegen, dass auch der US-Konsum weiterhin stabil ist.
US-Konsum scheint stabil zu bleiben

Die Inflation bleibt erhöht, die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat Mitte September den Leitzins um 25 Basispunkte gesenkt. Ein weiterer Schritt bis Jahresende gilt als wahrscheinlich, vielleicht werden es sogar zwei. Die Fed scheint mit der Zinspolitik den Arbeitsmarkt stärker stützen zu wollen als bisher.
US-Anleihen haben einen Teil ihres Renditevorsprungs bereits eingebüsst, weil der Markt von sinkenden Zinsen ausging. Zudem könnte sich der US-Dollar weiter abwerten und potenzielle Kapitalgewinne schmälern.
Die Bewertung von US-Aktien ist deutlich angestiegen. Die Ergebnisse zum 2. Quartal 2025 waren besser als vom Markt vorweggenommen. Die Gewinnerwartungen für das Geschäftsjahr 2025 haben sich positiv entwickelt. Die Bewertung auf Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnisses 2025 bewegt sich wieder mit einer Standardabweichung um 1.5 über dem Durchschnitt.
"US-Anleihen haben einen Teil ihres Renditevorsprungs bereits eingebüsst"
Eurozone: US-Handelspolitik beendet die gute Wirtschaftsentwicklung, EZB wartet ab
Die Wirtschaft in der Eurozone wächst kaum – nur 0.1 % im zweiten Quartal. Die Investitionen gehen zurück, der Konsum verliert an Schwung, die Inlandsnachfrage ist schwach. Zwar helfen die niedrige Arbeitslosigkeit und staatliche Impulse, aber der Handelskonflikt mit den USA und der schwache US-Dollar belasten die Exporte.
EU-Inlandsnachfrage neigt zur Schwäche

Die Inflation liegt bei rund 2 % – also im Zielbereich. Deshalb scheint im Euroraum der Zinssenkungszyklus beendet zu sein. Für Anleger:innen bedeutet das:
- Staatsanleihen bringen wenig Rendite.
- Unternehmensanleihen könnten von stabilen Spreads profitieren, wir bevorzugen solide Titel mit A-Rating.
- Europäische Aktien leiden unter dem fallenden Dollar und dem US-Handelsstreit, welche die Gewinnerwartungen belasten.
- Europalastige Unternehmen behaupten sich. Die Bewertung entspricht dem langjährigen Mittelwert.
Schweiz: Zölle drücken Stimmung, SNB bleibt passiv
Die Schweizer Wirtschaft tritt auf der Stelle (+0,1 % Wachstum im zweiten Quartal). Nach dem Exportboom belasten neue US-Zölle die Industrie. Das zeigt der KOF Geschäftslageindikator der Konjunkturforschungsstelle an der ETH Zürich.
KOF Geschäftslageindikator

Die US-Zölle trüben die Stimmung
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) sieht keinen Grund für Zinssenkungen, eher für Eingriffe am Devisenmarkt. Für Anleger:innen heisst das:
- Der Schweizer Franken bleibt stark – schlecht für Exporteure, gut für die Stabilität.
- Schweizer Aktien haben stabile Gewinnschätzungen, zudem ist der Gesamtmarkt relativ zur eigenen langfristigen Historie fair bewertet. Am positivsten gestimmt sind wir für Schweizer Aktien.
Investment-Fazit
Die unterschiedlichen geldpolitischen Aussichten der USA, der EU und der Schweiz schaffen Opportunitäten:
- USD-Anlagen: Kurzfristig volatil – Obligationen haben eine hohe Rendite, die durch den schwächeren Dollar teilweise kompensiert werden könnte. US-Aktien konnten sehr zufriedenstellende Ergebnisse für das 2. Quartal 2025 publizieren, sind aber auch deutlich teurer geworden.
- EUR-Anlagen: Bei Euro-Anleihen bevorzugen wir Unternehmensanleihen bester Qualität gegenüber Staatsanleihen, insbesondere, weil die Zinssenkungsphase vorüber ist. Europäische Aktien sind zwar nicht teuer, allerdings belasten der US-Dollar und die US-Handelspolitik das Gewinnwachstum.
- CHF-Anlagen: Beim Schweizer Franken muss selektiv vorgegangen werden. Er bleibt stark, doch die Anleihen sind ausgereizt, daher ist das Potenzial begrenzt. Bei Schweizer Aktien dürfte sich die Gewinnentwicklung stabil zeigen. Die Bewertung des SPI entspricht dem langjährigen Mittelwert.
Insgesamt empfehlen wir marktgewichtete Positionen sowohl bei Anleihen als auch bei Aktien. Allerdings ist selektives Anlegen gefragt. Eine gewisse Portion Liquidität lohnt sich, um schnell auf Rückschläge reagieren zu können.